Ein Konzert zum Abschied
Abend mit Chor Cantamus, Bach-Kollegium NRW und zwei Solisten

Kierspe – Die Kirche St. Josef ist mit ihrer Akustik der ideale Ort, der wie geschaffen ist für bewegende Konzerte. Am Sonntag wurde in ihr das Deutsche Requiem von Johannes Brahms aufgeführt sowie das Gloria von Francis Poulenc. Ausführende waren der Chor Cantamus, das Neue Bach-Kollegium NRW, die Sopranistin Margarita Vilsone und der Bariton Richard Logiewa Stojanovic, alle unter der Leitung von Ben Köster, für den es auch ein Abschiedskonzert war. Ein Abschied, aber nicht nur für Ben Köster. „In diesem Jahr verlor unser Chor im Frühjahr zwei treue, liebevolle und außerordentlich engagierte Sängerinnen aus der Mitte“, so Frank Bisterfeld, stellvertretender Vorsitzender des Chores. „Es verstarben Viola Wiedemuth und Dr. Verena Welschof.“ Für beide waren die Musik und das Singen Balsam für die Seele. Beide Frauen haben das Deutsche Requiem und das Gloria noch mit geübt, obwohl ihnen bewusst war, dass sie es nicht mehr mitsingen würden. Zwei entzündete Kerzen begleiteten dieses Konzert und auch den für sie besonderen Tag.
Mit einem schwungvollen, strahlenden Gloria von Francis Poulenc begannen die Ausführenden den musikalischen Abend. Es war das komplette Gloria, was in sechs Sätzen und gut 30 Minuten eindrücklich und voller musikalischer Einfälle gesungen und gespielt wurde. So begann das Misere Nobis kraftvoll, um schon kurz darauf beschwingt zu sein und wie ein Wiegenlied auszuklingen. Die Sopranistin Margarita Vilsone hatte hier ihren ersten Einsatz und unterstrich mit ihrer wandlungsfähigen Stimme die Idee des Stückes.
Das Deutsche Requiem von Johannes Brahms ist keine Totenmesse und gehört nicht zur Gattung der kirchlich-liturgischen Musik. Brahms wollte vielmehr eine menschliche, romantisch-erlebnishafte Auseinandersetzung mit dem Tod und eine Gegenüberstellung von Vergänglichkeit und Ewigkeitshoffnung. Es sollte ein Werk werden, welches Trost spendet. Und dem war so. Es war ein Requiem, welches gefühlvoll war und was Hoffnung gab. Mal schaute es fröhlich auf das Leben und dann wieder erhoffte es sich, bald vor Gott zutreten und in seine lieblichen Wohnungen einzuziehen.
Es war ein beeindruckendes Konzert in der komplett besetzten Kirche St. Josef. Es waren nicht nur die ausgesuchten Werke, die durch ihre Art der Umsetzung von biblischen Texten und auch Brahms eigenen Gedanken etwas Besonderes waren. Der Chor Cantamus sang dynamisch, man spürte die gewaltige Energie, die er freisetzte. Er konnte aber auch anders, nämlich durchaus leise, einfühlsam, fast zart. Der Dirigent Ben Köster hat es wunderbar geschafft, alle Beteiligten zusammen in der Musik in ein spannungsvolles und einfühlsames Ganzes zu führen. Groß, begeistert und lang anhaltend war der Applaus, den die Musiker vom Publikum erhielten, ein ehrliches Dankeschön für bewegende 100 Minuten Musik.
von GERTRUD GOLDBACH - Dienstag, 18. November 2025, Meinerzhagener Zeitung / Kierspe
